Uraufführung „One before Zero“ von Benjamin Ellin
Anlässlich des 100-jährigen Gedenkens an die Schlacht an der Sommé im November 1916 wurde unser Knabenchor eingeladen in die französische Normandie zu reisen. Das europäische Orchsternetzwerk ONE ermöglichte uns eine fünftägige Auszeit von Studium, Schule und Beruf nur wenige Wochen nach unserer Konzertreise in Norddeutschland und Schweden. Aufgeführt wurde eine musikalische Darstellung des Ersten Weltkrieges („One before Zero“) aus der Feder des britischen Komponisten Benjamin Ellin. Am Mittwochmorgen fuhren wir also von Jena aus über Gießen, Köln und Aachen um nach einer kurzen Durchquerung Belgiens am späten Abend bei nasskaltem Nebel in unserem Hostel in Amiens anzukommen. Alle waren ziemlich erledigt von der Fahrt und so kehrte auch schon bald Ruhe ein im Chorleben. Das war auch dringend nötig, da die nächsten Tage sehr anstrengend werden würden. Nach einem guten Frühstück fuhren wir Donnerstag zu einer ersten kleinen Probe unter unserem Dirigenten, dem Leiter des Orchestre dé Picardie, Arie van Beek. Im Anschluss daran ging es zum Theaterhaus von Amiens, wo wir einen ersten Eindruck von dem gewaltigen Orchester inklusive Solisten erlangten und auch nachmittags mit ihnen probten. Am Abend wurde die kurze Freizeit noch genutzt um sich im nahe gelegenen Laden mit Käse und noch weiteren Nahrungsmitteln für daheim einzudecken. Als die Nachtruhe für die Knaben angebrochen war und diese auch schliefen, führte der Männerchor noch Sprachübungen in Form von mehreren Runden „Stille Post“ durch. Dies zahlte sich zur Probe am nächsten Vormittag enorm aus!
Nach einem entspannten Tag war es am Abend des 11.11 nun endlich soweit, die Uraufführung von „One before Zero“ stand bevor! Die Aufregung steigerte sich bis ins Unermessliche und nach 47 Minuten war der ganze Spuk auch schon wieder vorbei. Vorbei die Kriegspropaganda, vorbei die Kriegstoten und vorbei die Gräuel des Krieges. Was nachhallte war die Botschaft, dass wie alle Brüder und Freunde auf dieser einen Erde sind und wir alle in der Verantwortung stehen solches Unheil nie wieder geschehen zu lassen. Großes Lob und eine sehr positive Resonanz von Zuhörern, Darstellern und unseren Begleitern waren die Belohnung für ein sehr schönes Konzert. Der weitere Dank war ein Ausschlafen am Samstag mit folgendem Kurzauftritt in der hiesigen und riesigen Kathedrale Notre Dame d’Amiens, noch vor der Notre-Dame de Paris, die zweithöchste Kathedrale Frankreichs. Nach einem freien Nachmittag fuhren wir dann zum Ort der höchsten Kathedrale Frankreichs, die Cathédrale Saint-Pierre de Beauvais. Da dieses Gebäude allerdings nie vollendet wurde fand unser Auftritt in einer ehemaligen Kirche (welche nun zu einer riesigen Scheune umgebaut wurde) statt. Auch dieses Konzert war ein voller Erfolg. Nach einer späten Rückkehr zum Hostel fuhren wir sonntags bei Zeiten wieder gen heimatlichem Volkshaus. Nach kurzer Bockwurst-Rast am Mittag kurz vor Köln (mit Raststättenblick zum bekannten Dom) kamen wir am mittleren Abend äußerst zufrieden in Jena an. Mit dem Bewusstsein, dass es nicht unsere letzte Aufführung dieses Stückes war, gingen wir glücklich auseinander und wieder in den normalen Lern-, Arbeits- und Choralltag zurück. PS: Einen ganz herzlichen Dank an dieser Stelle noch sämtlichen an diesem Erfolg Beteiligten. Namentlich erwähnt seien hier Berit Walther und Stefan Puppe, welche uns mit enorm viel Leidenschaft und Begeisterung durch das Stück und vor allem dieses anstrengende Chorjahr begleitet haben. Desweiteren dem Komponisten Benjamin Ellin, Arie van Beek (Dirigent), den Solisten (Anne Elizabeth Mason & Ronan Collett) und den Musikern des Orchestre dé Picardie einen großen Dank.
Max Pfaffendorf