1979

Das Jahr 1979 weist als ersten Höhepunkt des Chorlebens den 1. Chorfasching im Februar im Orlamünder Rathaussaal auf. Diese Möglichkeit ergab sich aus den Beziehungen Michael Pezenburgs aus dessen Orlamünder Zeit. Seine früheren Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr gestalteten eine tolle Feier, bei der auch einige Knabenchormitglieder mit Beiträgen auftraten. Als Gäste waren die Mitglieder des Kammerchores der Adolf – Reichwein – Oberschule II eingeladen. Der Chronist berichtet, daß „mit den Mädchen nicht viel los war“, weshalb einige junge Männerstimmen während der Disco lieber das Fußballspiel Chemie Böhlen gegen den FC Carl Zeiss Jena am Radio verfolgten und den Jenaer Sieg bejubelten. Trotzdem war dieser Chorfasching ein voller Erfolg. Die Orlamünder Gastgeber verpflichteten den Knabenchor zu einem weiteren Konzert in Orlamünde, als Dankeschön sollte der Knabenchorfasching zu einer Tradition werden.

Im März fand im Klubhaus „Magnus Poser“ in Kahla ein frühlingshaftes Knabenchorkonzert statt. Auf dem Programm standen 27 (!) Chortitel, zu denen noch Darbietungen der Vokalgruppe des Bezirksfolkloreensembles, Rezitationen und instrumentale Solodarbietungen kamen.

Im April fand im Gebäude der Jenaer Philharmonie der Kreisleistungsvergleich der Chöre statt. Etwa 30 Chöre verschiedener Institutionen beteiligten sich daran. Der Knabenchor, mit der „verschluckenden“ Akustik des großen Saales schon vertraut, konnte den „Heimvorteil“ mit seiner Darbietung in das Prädikat „Ausgezeichnet“ ummünzen. Der Chronist vermerkt, daß wohl der hohe Schwierigkeitsgrad einzelner Stücke ( u.a. Fuge aus „Stabat mater“ und „Vöglein im Wald“) den Ausschlag für diesen Erfolg gegeben hat. Außerdem stellt er fest, daß die Männerstimmen erstmals ohne Unterstützung durch die Herren des Philharmonischen Chores ausgekommen sind.

Ab September gab es einen neuen Probenplan für den Knabenchor. Montags probten der Nachwuchschor von 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr und von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr der gesamte Knabenchor. Zusätzlich gab es am Dienstag bzw. am Donnerstag Gruppenproben, die in den zehn Chorgruppen abgehalten wurden, denen immer Sänger aus einer Stimmgruppe angehörten. Die Männerstimmen probten am Donnerstag. Für die Unterstützung der Probenarbeit hatte Michael Pezenburg Frau Schilling und Frau Machnik gewinnen können, denen die Freude an dieser Tätigkeit von den Knaben nicht gerade leicht gemacht wurde. Glücklicherweise hat Liebhild Machnik diese Anfangsschwierigkeiten überwinden können und ist mit der Zeit zu einer unverzichtbaren Stütze der Chorarbeit und des Lebens in der Chorgemeinschaft geworden. Fortan war sie als Stimmbildnerin tätig, kümmerte sich um den Nachwuchschor und um den Mutantenunterricht, war für das Einsingen zuständig und leitete Registerproben.

Am 15. September war der Knabenchor bei den 10. Betriebsfestspielen des Graphischen Großbetriebes Karl-Marx-Werk Pößneck im Haus der Jugend und des Sportes beim Ball der Kulturschaffenden mit einem vorwiegend volkstümlichem Programm zu hören.

Gemeinsam mit dem Jenaer Madrigalkreis trat der Knabenchor im September im Konzertsaal der Bühnen der Stadt Gera auf. Anlaß war eine festliche Veranstaltung anläßlich des 30. Jahrestages der Gründung der DDR.

Am 30. September hatte der Knabenchor erstmals die Möglichkeit, in der Klosterkirche Thalbürgel aufzutreten. Diese sonst nur renommierten Künstlern und Ensembles vorbehaltene Konzertstätte mußte zu diesem Konzert mit zusätzlichen Sitzplätzen ausgestattet werden, um dem Besucheransturm gerecht zu werden. Von dieser prachtvollen Kulisse beeindruckt, sang der Knabenchor zu Beginn des Konzertes sieben Chorsätze a cappella. Dem folgten eine Motette für Alt – Solo und Streicher von Antonio Vivaldi und „Exsultate jubilate“ für Sopran – Solo und Kammerorchester von Wolfgang Amadeus Mozart. Hauptwerk des Konzertes war das „Stabat mater“ von Giovanni Battista Pergolesi, das wieder mit Ute Mai, Sopran und Käthe Röschke, Alt aufgeführt wurde. Michael Pezenburg leitete das gesamte Konzert, das für den Knabenchor zu einem großen Erfolg wurde, was sich auch in der Konzertkritik widerspiegelt: „Klarheit, saubere Einsätze und die stets lebendige Gestaltung ließen kaum einen Wunsch offen“. So konnte drei Jahre nach Gründung des Chores auch in dieser Konzertstätte, wo schon der Thomanerchor und der Dresdener Kreuzchor zu erleben waren, ein Achtungserfolg erreicht werden.

Die Weihnachtszeit bescherte dem Knabenchor drei Konzerte. Am 19. und 20. Dezember gestaltete er mit dem Orchester der Jenaer Philharmonie und Mitgliedern des Jenaer Madrigalkreises zwei weihnachtliche Konzert im Volkshaus. Im ersten Teil erklangen die Orchestersuite Nr. 3 D – Dur BWV 1068 von Johann Sebastian Bach und „In dulci jubilo“ für Chor und Streichorchester von Dietrich Buxtehude, „das in der Schlichtheit seiner musikalischen Struktur mit den Knabenstimmen so recht zum Tragen kam“, wie der Kritiker feststellte. Nach der Pause erklangen noch Weihnachtsliedsätze, vorgetragen von den Madrigalisten und dem Knabenchor und Solovorträge für Harfe und Cembalo.

Am 22. Dezember war der Knabenchor wieder in Orlamünde zu Gast. Im ausverkauften Rathaussaal sang der Knabenchor Lieder zur Weihnachtszeit und wurde am Ende des Konzertes von einem Weihnachtsmann mit einer lustigen Rede und kleinen Geschenken überrascht.