1985

Den Auftakt für das Jahr 85 bildete der 6. Chorfasching in Orlamünde. Höhepunkte waren hierbei die Wieder-aufführung des „Milchbarliedes“ aus dem Chorlager Rossin und ein weiterer Sketch, indem die Arbeit unserer Org.- und Chorleitung kabarettistisch dargeboten wurde. Natürlich fehlte auch die Disko mit Spieleinlagen nicht.

Das 5. Chorlager fand wie im Jahr zuvor im Wetteratal statt. Bei herrlichem Winterwetter bereiteten wir uns auf die Aufgaben im Frühjahr und Herbst vor.

Im März und April gestalteten wir Frauentags-und Jugendweihefeiern im Kulturhaus Optik, in der Uni-Aula und im Palast-Theater.

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Knabenchores standen Knaben auf der Theaterbühne. In einer Inszenierung des DNT Weimar gestalteten sie in Lorzing’s „Wildschütz“ die Kinderchorpartie in Knaben- und Mädchenkostümen im Stadttheater Jena.

Das Familien- und Jugendkonzert am 28.4. diente schon als eine Generalprobe für das Knabenchortreffen in Halle im Herbst. Kernstück war ein Volksliederzyklus von Max Reger, welcher von uns sehr gut interpretiert wurde. Volkmar Glauche gab sein Debüt als Komponist und begleitete am Flügel den Solisten Georg Gemmel bei der Uraufführung seiner Vertonung von E. Mörikes Frühlingsgedicht „Er ist’s“. Natürlich mußte auch diesmal das Publikum seine Gesangskünste unter Beweis stellen. Beim Boogie-Woogie Kanon hatte der Chor eine kleine Verschnaufpause. Mit „Veronika der Lenz ist da“ brachte der Männerchor erstmalig ein Stück der Commedian Harmonists zu Gehör. Übrigens an gleiche Stelle wie das Originalensemble kurz vor seiner Trennung in den 30er Jahren. Insgesamt ging dieses Konzert als guter Meilenstein in die Geschichte des Chores ein.

Konzert zum Kreischortreffen auf dem Landgrafen

Konzert zum Kreischortreffen auf dem Landgrafen

Am 7.5. wirkte der Chor in einer Veranstaltung der Universität Jena für Gäste aus verschiedenen Universitäten der Welt mit. Durch das Programm mit FDJ-Singegruppe und exotischen Tänzen führte Herr Müller – Kaynsberg vom Kreiskabinett für Kulturarbeit Jena. Er erzählte in seine Moderationen unbekannte Fakten über uns.

Zwei Begegnungen mit anderen Chören standen Anfang Juni beim Kreischortreffen in Kahla und beim Bergsingen der Jenaer Chöre auf dem Landgrafen auf dem Programm. Der Chronist des Knabenchores vermerkt bei beiden Veranstaltungen Probleme mit dem Wetter und leckere Bratwürste.

Den letzten Auftritt in dem Schuljahr hatten wir wieder im Pflegeheim in Bad Sulza. Nach einer problematischen Anreise mit der Deutschen Reichsbahn wurden wir singend von den Heimbewohnern empfangen. Die dankbare Stimmung war sicherlich auch Grund für einen guten Auftritt, der mit einer gemütlichen Kaffeerunde ausklang.

Das 6. Chorlager führte uns in den Sommerferien ins Erzgebirge. In Schneeberg, dem Heimatort unseres Chorleiters, verbrachten wir in einer Schule eine schöne Woche. Als Lagerleiter sorgte Volker Oehmke für Ordnung in den Klassenräumen, die mit Liegen und Luftmatratzen „zweckentfremdet“ wurden. Frühstück und Abendbrot wurden unter sehr einfachen Bedingungen von fleißigen Muttis liebevoll zubereitet, Mittag gab es in einer Großküche oder Gaststätte. Ein Konzert in der „Goldenen Sonne“ bildete den künstlerischen Abschluß. Wir lernten die Familie und das Elternhaus von Jürgen Puschbeck kennen. Traktor „Brockenhexe“ fahren, frische Kuhmilch („schmeckt fast wie richtige Milch, ist nur viel dicker“) und „Wernesgrüner Bier“ vom Faß waren die Höhepunkte des Abschlußabends. Spitzenreiter war Steffen Hebenstreit mit 11 Gläsern, die er gerecht mit dem Puschbeckschen Gerstenfeld teilte. Für das große Arrangement der ganzen Familie Puschbeck, das in den nächsten Jahren immer größer wurde, möchte auch ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken.

Nach dem Chorlager waren die Männerstimmen bei der Mitwirkung an zwei Sonderkonzerten gefordert. Mit der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie eröffnete die Philharmonie die Spielzeit 85/86. Begleitet vom Philharmonischen Orchester und gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor und der Singakademie Jena brachten wir dieses schwere Werk unter der Leitung von Christian Ehwald zur Aufführung. Eine Tradition, die Spielzeit alljährlich so zu eröffnen, ist aber nicht daraus geworden.
Am 12. Oktober hatten wir unsereren großen Auftritt beim „3. Halleschen Knabenchortreffen“. Hier war offensichtlich, daß sich die intensive Vorbereitung gelohnt hatte und wir dadurch ein gutes Konzert sangen. Das Fachpublikum lobte besonders das disziplinierte und engagierte Singen der Kinder und Jugendlichen und die temperamentvollen und durchdachten Interpretationen. Zum Konzert hatten übrigens unsere neuen Hemden Premiere. Es waren die gelben Hemden von den Arbeiterfestspielen, die durch Änderung des Kragens und Aufsticken des Zeichens der Philharmonie uns von nun an für viele Jahr als Chorkleidung dienen sollte.

Konzert in Halle 1985

Konzert in Halle 1985

Die Weihnachtszeit war wieder ausgefüllt mit Konzerten und kleineren Auftritten. Die Premiere im „Jenzig-Krug“ sollte aber lieber nicht erwähnt werden. Besser war das erste Konzert in Bad Berka, aber am 10.12. zum großen Weihnachtskonzert in Jena war die Leistung wieder so, wie man sie erwarten konnte. Ursprünglich war dieses Konzert für den 6.12. in der Uni-Aula geplant. Dem Umstand fehlender Kohlen war es zu danken, daß wir im Volkshaus im großen Saal das Konzert singen konnten. Schlechter war das Konzert am 14.12 in Orlamünde, woran sicher auch die schlechte Disziplin schuld war. Frank Kummer verwechselte bei der Rückfahrt sogar die Haltestellen Lobeda und Stadtzentrum und mußte von Torsten Heinrich nach Hause zu seinen Eltern gebracht werden, die inzwischen bei Frau Machnik Alarm geschlagen hatten.

Freistellungsantrag aus dem Jahr 1995

Freistellungsantrag aus dem Jahr 1985

Am 11.12. erfreute eine kleine Gruppe die Veteranen der HNO mit zwei Auftritten mit Volks- und Weihnachtsliedern. Dieser Einsatz wurde vom Chorleiter mit einer Stimmgabel für jeden Sänger gewürdigt. Vor der traditionellen Weihnachtsfeier stand noch ein Auftritt im Kulturhaus Lobeda auf dem Programm. Volkmar Glauche nahm die Textstelle „dann legt man dich ins Grab“ zu wörtlich und konnte nur durch seine Nachbarn an der bildhaften Darstellung gehindert werden. Der Moderator dieses Programms, Herr Müller – Kaynsberg, konnte auch dieses Mal uns unbekannte Neuigkeiten über den Knabenchor erzählen. Die traditionelle Weihnachtsfeier im Probenhaus der Philharmonie war ein guter Ausklang für das Chorjahr.